Friday, November 4, 2011

Im Hintergrund und unverzichtbar: Leonie Werner – Projektleiterin der SOB


Die Sommer Oper Bamberg 2011 ist mit großem Erfolg über die Bühne gegangen, was sich auch in der vielfältigen Presseresonanz widerspiegelt. Die hohe Qualität von Sängern und Orchester überzeugt nicht nur opernnetz.de: „Die europäische Oper hat viele Gründe zur Sorge, beim Nachwuchs ganz sicher nicht.“ Und empfiehlt die Sommer Oper Bamberg als „Pflichttermin für Intendanten und Agenten, die auf der Suche nach geeignetem Nachwuchs sind. Hier finden sie ihn.“ Auch die Bayerische Staatszeitung lobt: „Die Sommeroper Bamberg überrascht mit einer musikalisch exquisiten Version von Mozarts ‚Nozze di Figaro‘.“ (Weitere Rezensionen finden Sie hier: www.facebook.com/SommerOperBamberg).

Dieser Erfolg wäre ohne die Mitarbeiter hinter den Kulissen nicht möglich gewesen. Nicht zuletzt Leonie Werner, der Projektmanagerin der Sommer Oper Bamberg, ist es zu verdanken, dass die Probenzeit so reibungslos verlaufen ist. Mehrere Wochen lang hat sie das Projektbüro am Laufen gehalten und war dabei praktisch rund um die Uhr erreichbar und im Dienst. Für diesen Dauereinsatz gebührt ihr unser herzlichster Dank!

Wie hast Du ursprünglich von der Sommer Oper Bamberg erfahren und wie kamst du schließlich dazu, dort mitzuarbeiten?
Ich habe mit meiner Vorgängerin Katrin Kirsch 2 Jahre beim Kurt Weill Fest in Dessau gearbeitet. Sie war 2007 Projektmanagerin der Sommer Oper Bamberg und konnte dann 2009 aus beruflichen Gründen nicht mehr. Sie hat mich vorgeschlagen und auf diese Weise habe ich zum ersten Mal von dem Projekt gehört.

Nun bist Du bereits das zweite Mal dabei. Was gehört zu Deinem Aufgabenbereich und worum musst Du Dich kümmern? Wo liegt der Unterschied zum Aufgabenbereich von Till Fabian Weser, dem künstlerischen Leiter? Im Grunde bin ich während der Sommer Oper Assistentin von Till Fabian Weser, was den organisatorischen Bereich betrifft – ich leite das Projektbüro und bin unter anderem zusammen mit den Praktikanten Anlaufpunkt für alle Teilnehmer, organisiere ihre Ankunft, mache Probenpläne, koordiniere Premieren- und Dernierenfeier, das Kammerkonzert, Workshops, mögliche Freizeitunternehmungen und vieles mehr. Im Projektbüro laufen alle Stränge zusammen und somit ist man Ansprechperson für alle Seiten. Der Bereich ist sehr schwer einzugrenzen, da dazu auch meist spontan einiges passiert – das versuche ich so gut es geht abzufangen, damit dem musikalischen Leiter der Kopf für die Probenarbeit frei bleibt.

Warst Du auch an den Vorbereitungen der SOB beteiligt?
Ja, und das hat mich in diesem Jahr auf eine besondere Art und Weise mit dem Projekt verbunden – ich habe ein gutes Jahr vorher mit redaktioneller Arbeit begonnen und war dann Ansprechpartner für alle Bewerber – so war ich auch bei den Castings für Sänger und Orchester dabei und habe fast alle Teilnehmer kennengelernt, bevor das Projekt in Bamberg begonnen hatte. Das hat eine besondere emotionale Bindung ausgemacht …

Was hat sich im Vergleich zur SOB 2009 in diesem Jahr verändert?
Das wurde ich schon häufig gefragt ... Eigentlich war das Projekt in diesem Jahr ganz anders – auf einem anderen künstlerischen und musikalischen Niveau. Schon alleine durch den Schwerpunkt historische Aufführungspraxis hatten wir andere Teilnehmer, andere Workshops, vielleicht hier und da auch intensivere Proben. Auch der Meisterkurs mit Angelika Kirchschlager hat viel ausgemacht. Dadurch, dass er gleich zu Anfang stattfand, waren unsere Sänger schon zu einem harmonischen Ensemble geworden und unheimlich motiviert und bekräftigt, als die szenischen Proben losgingen. Angelika Kirchschlager hat dem Projekt ganz wichtige Impulse gegeben!

Was reizt dich persönlich daran, für die Sommer Oper zu arbeiten? Gibt es Unterschiede anderen Opernhäusern/Festivals? Die Sommer Oper Bamberg ist ein sehr junges Projekt – mir gefällt, dass die Teilnehmer noch keine routinierten Künstler sind. Für die jungen Sänger und Orchestermusiker hat die Sommer Oper Sprungbrettcharakter: viele stehen erst am Anfang ihrer Karriere und sammeln hier ihre ersten richtigen Opernerfahrungen – da ist also sehr viel Adrenalin zu spüren und man kann bei den meisten in den wenigen Wochen eine große künstlerische und auch persönliche Entwicklung bemerken. Ich finde es auch faszinierend zu sehen, wie junge Menschen aus ganz Europa an einem Gedanken arbeiten – das gemeinsame Projekt, die intensive Zeit und familiäre Atmosphäre in dieser bildhübschen Stadt schweißen einfach zusammen und so hatten einige beim Abschied Tränen in den Augen.

Was ist dir besonders wichtig, wenn du ein solches Projekt leitest?
Mir ist es wichtig, dass die Künstler sich wohl und gut betreut fühlen – ich wünsche mir, dass sie das Gefühl haben, dass sie für all’ ihre Sorgen einen Anlaufpunkt haben und ihnen zugehört wird. Sie sollen als Person und Künstler 100% ernst genommen werden und so dürfen sie auch jederzeit nur auf ein paar Kekse und einen kurzen Plausch ins Büro kommen. Auch wenn ich nur für den organisatorischen Bereich zuständig bin, möchte ich außerdem den Einblick in die künstlerische Arbeit nicht verlieren und versuche so viel wie möglich auch in Proben dabei zu sein und die Entwicklung zu beobachten – das ist mir sehr wichtig.

Wirst Du auch 2013 wieder dabei sein?
Mein Studium habe ich in diesem Jahr abgeschlossen und bin momentan freischaffend, was natürlich in der heutigen Zeit relativ schwierig ist! Hinzu kommt, dass andere Projekte natürlich immer mit der SOB vereinbar sein müssen … grundsätzlich entspricht das Projekt aber absolut meinen Zielen und Idealen, da ich gerade den Bereich der Nachwuchsförderung wahnsinnig spannend finde!

Was war Dein Lieblingsmoment bei der SOB 2011?
Die schönsten Momente sind immer, das große Ganze zum ersten Mal wahrzunehmen, sei es bei der Sitzprobe oder dem ersten Durchlauf – das ist wie wenn man bei einem Puzzle alle Teile zusammengefügt hat, die man sich schon lange einzeln angeschaut hat … und dann zu sehen, dass es funktioniert!

Vielen Dank für das Gespräch!


Noch ein paar Fragen an Leonie Werner ...


Geboren in Karlsruhe
Ich lebe momentan in Leipzig

Wenn ich nicht ins Kulturmanagement gegangen wäre, wäre ich heute vielleicht Maskenbildnerin oder Kostümbildnerin am Theater.

Ein Leben ohne Musik ist wie ein Leben, in dem die Stimmung fehlt.

Wenn ich eine Zeitreise unternehmen könnte, würde ich gerne mal in die Zeit des Rokoko schnuppern und eines der imposanten Feste miterleben.

Meine Lieblingsfigur aus einer Mozart-Oper? Schwierig … vielleicht die Barbarina aus „Le nozze di Figaro“ – ich mag ihre Art.

Spielte ich ein Instrument im Orchester, dann wäre es das Cello, weil es einen so unheimlich warmen Klang hat!

In zehn Jahren möchte ich das Gefühl haben, „alles“ richtig gemacht zu haben.

Welche Tempobezeichnung entspricht am ehesten meinem Temperament? Allegro vivace :-)