Sunday, May 9, 2010

La Bohème - Hintergründe Teil I

Nachdem wir nun ein bisschen was von Seiten der Mitwirkenden über das Sommeropern Projekt 2009 – Puccinis „La Bohème“ – erfahren haben, sollen in regelmäßigen Abständen auch kleine Blicke auf die Hintergründe der Oper und das Schaffen des Komponisten geworfen werden.

In diesem ersten Blog zu den Hintergründen, soll ein kurzer Spotlight auf den Stoff der Oper geworfen werden, die bis heute einen der Spitzenplätze im weltweiten Opernrepertoire belegt.

Es ist die erste von drei Opern, für die Puccini erfolgreich mit dem Autorenduo Illica und Giacosa zusammenarbeitete. Denn neben der Musik, beteiligte sich Puccini auch stets sehr stark an der Entwicklung der Handlung auf der Opernbühne, dem Verlauf der einzelnen Szenen und den Dialogen.

Für die Oper „La Bohème“ bearbeiteten die drei den einzigen großen Erfolg des Pariser Literaten Henry Mürger (1822-1861), der in seinen „Scènes de la Vie de Bohème“ Episoden des Pariser Künstlerlebens entwirft. Das diese Darstellungen so realistisch sind und es bis zu ihrer Verwendung auf der Opernbühne Puccinis bleiben, liegt daran, dass Müger selbst ein Bohemien in Paris war, der viele seiner Freunde, Freundinnen und Bekannten zu Figuren seines Romans zusammengefügt hat und das eigene Erleben des Lebens als Bohème hat einfließen lassen.

Sämtliche auftretenden Personen hatten real existierende Vorbilder. Das und die sehr differenzierte und detaillierte Szenerie, die sich im Roman entwickelt und in weiten Teilen der Oper übernommen wird, machen einen Großteil des Erfolgsrezeptes von Puccinis Oper aus.

Viele von Puccinis Opern tragen als Titel den Namen der Heldin (Tosca; Madame Butterfly, Manon,…). Bei „La Bohème“ verzichtet Puccini darauf – wenngleich seine „Mimi“ zu den stärksten und ins Herz treffenden Heldinnen überhaupt zählt. Trotz der starken Geschichte zwischen Mimi und Rodolfo setzt Puccini den Schwerpunkt seiner Oper ganz klar auf die Beschreibung eines Künstlerlebens auf der untersten Stufe, welches Henry Mürger zufolge entweder die Vorstufe zur (künstlerischen) Akademie oder aber (im häufigsten Fall) zu Armenhaus und Tod ist – genau diese Vorstufe ist es, was die Bezeichnung „La Bohème“ ausdrückt und was Puccini sowohl im Libretto als auch gleichermaßen in der Musik ausdrücken wollte. So ist dies auch seine erste Oper, in der sich Dramatik und Musik die Waage halten.

Hier der Link zum Filmausschnitt mit Anna Netrebko und Rollando Villazon; "Mimis Sterbeszene", welche die düsteren Schattenseiten des Bohème-Lebens so stark zur Geltung bringt.