Monday, October 3, 2011

"Die Qualität stimmt" – Till Fabian Weser über die Proben zu "Le nozze di Figaro"

Die Premiere von 'Le nozze di Figaro' steht kurz bevor. Am 4. Oktober wird sich im ETA Hoffmann-Theater Bamberg der Vorhang zum ersten Aufführung der Sommer Oper Bamberg 2011 heben. Von den Proben der letzten Wochen berichtet Till Fabian Weser, der künstlerische Leiter der Sommer Oper Bamberg:


Lieber Till, wir haben zuletzt vor dem Eintreffen des Orchesters gesprochen. In den letzten Wochen ist einiges passiert, alle Einzelteile haben sich zu einem Ganzen gefügt und eine Opernproduktion ist entstanden. Wie liefen die Proben?
Wir haben erstmalig die Sommer Oper Bamberg ohne eine Tutti-Probe begonnen, sondern gleich mit den Satzproben angefangen. Bei ‚La Bohéme‘, die wir im Jahr 2009 aufgeführt haben, war es sinnvoll, zum Kennenlernen des Stücks gleich am Anfang einen Durchlauf zu machen, vielleicht sogar mit dem einen oder anderen Sänger, um ein Gefühl für die Puccini-typischen Rubati zu bekommen. Bei Mozarts ‚Le nozze di Figaro‘ war allerdings zunächst einmal Handwerk gefragt, und das haben die Dozenten sehr gut vorbereitet und exzellent vermittelt. Michi Gaigg etwa hat wirklich tolle Streicher-Klangfarben zustande gebracht und zum Beispiel knirschende und klopfende Klänge für ‚Non più andrai‘, den Marsch am Ende des ersten Aktes, in den Geigen herausgearbeitet. Wir haben uns am Ende eines Gruppenprobetages allerdings immer eine halbstündige Durchlaufprobe erlaubt und die Ouvertüre oder ein Finale ausprobiert. Das Orchesters ist sehr homogen, und das Niveau deutlich höher als in den Jahren zuvor, das liegt daran, dass wir Probespiele veranstaltet haben. Ohne die wird es in Zukunft nicht mehr gehen, sie haben sich sehr bewährt.

Wie lange haben die Satzproben gedauert?
Drei Tage. Und wir hatten wunderbare Dozenten, die mit den einzelnen Gruppen intensiv geprobt haben. Neben Michi Gaigg waren das Kristin von der Goltz für die tiefen Streicher, Claire Genewein für die Holzbläser, Jonathan Pia für die Trompeten, Szabolcs Zempléni für die Hörner, Robert Cürlis für Pauke und Pilar Montoya Chica für Hammerklavier / Korrepetition.
Hörner und Trompeten spielen auf historischen Instrumenten, auch die Pauke verwendet Holzschlägel. Diese "Ingredienzien" prägen den Klang des Orchesters, das ansonsten auf modernen Instrumenten spielt, entscheidend. Das Orchester ist überaus motiviert und brannte nach den Satzproben geradezu danach, zusammenspielen zu dürfen. Wir sind in den gemeinsamen Proben der darauf folgenden Tage ohne Hast durch die Oper gekommen. Es war für mich, als künstlerischem Leiter, einerseits wichtig, darauf zu achten, dass etwa Klarinette, Pauke und Trompete nicht all zuviel Leerlauf haben, und dabei trotzdem die Probendramaturgie so einzurichten, dass alles, was besonders sorgfältig geprobt werden musste, genug Raum erhält. Jetzt stehen wir kurz vor der Premiere und haben die Generalproben hinter uns.

Gab es denn mehrere?
Ja, wie hatten zwei Generalproben. Wir haben die Hauptprobe umgewidmet, damit beide Ensembles die Chance auf eine gleichwertige Generalprobe bekamen, beide auch mit ein wenig Publikum. Alle, die die SOB von früher kennen sind beeindruckt von der Orchersterleistung. Auch die Sänger sind sehr gut. Sänger die sich eine Partie teilen, haben für ihre Arien manchmal ganz eigene Tempovorstellungen, für die ich innerhalb einer gewissen Grenze die Freiheit lassen möchte. Und da habe ich mit Freude bemerkt, wie flexibel das Orchester reagiert, wenn sich bewusst ein paar Zahnrädchen bei unseren Proben verändert habe. Und bei der letzten Generalprobe war dann endgültig klar, dass das Orchester auf hohem Niveau Oper begleiten kann. Die Gesamtqualität der Produktion ist hoch. Auch der Chor ist sehr gut vorbereitet und tanzt sogar zum Fandango, den wir zusätzlich mit Kastagnetten gewürzt haben. Insofern wird es eine runde und spannende Sache und ich freue mich sehr auf die Premiere.